Naja, desto schlimmer Windows auch wird... Einen Vorteil haben manche eher fragwürdigen Trends in der Softwareentwicklung: Dadurch, dass mittlerweile jede zweite Software auf super ineffiziente Webtechnologien setzt, bekommt man immerhin einen gewissen Grad an Plattformunabhängigkeit als Trostpreis dazu. Dass Linux sich als Desktop-Betriebssystem durchsetzt, werden wir aber wohl alle nicht mehr erleben. Aber immerhin wird immer mehr Software unabhängig vom Betriebssystem - dafür abhängig von irgendwelchen Hersteller-Clouds.
Bei uns im Betrieb (Lebensmittelgroßhandel, knapp 65 Mitarbeiter) ist es mittlerweile so, dass es quasi nur noch die Buchhaltungssoftware gibt, die rein Windows-basiert ist (DATEV, mag dem ein oder anderen ein Begriff sein). Alle anderen Anwendungen (ERP, Mail, CRM, Telefonanlage etc…) sind entweder reine Webanwendungen, oder stellen PWAs für nahezu jede Plattform zur Verfügung. Dadurch wäre es jetzt schon grundsätzlich möglich, alle Rechner, die nicht gerade in der Buchhaltung stehen, "eben mal" auf irgendeine Linux-Distribution umzustellen (okay, stimmt nicht ganz. Da gibt es noch so an die 30 AutoIt-Skripte, die ich so in den letzten Jahren mal geschrieben habe, die man dann auch mal zu Python portieren müsste^^). Aber, und das muss man an dieser Stelle Microsoft zusprechen, unter Linux gibt es keine so komfortable und homogene Möglichkeit, die Clients zu administrieren, wie durch Gruppenrichtlinien. Klar kann man sich das alles per Puppet zusammenbasteln oder sowas modernes wie NixOS nutzen und einfach immer neue Configs pushen... Oder im schlimmsten Fall per ssh auf jede Kiste gehen und ein Shell-Script remote ausführen oder so. Aber so schick und einfach wie GPOs ist das halt alles nicht.
Davon ab: Ich bin privat mittlerweile bei einem Mischmasch aus macOS und Arch Linux hängengeblieben, macOS einfach wegen der phänomenalen Hardware. Ich administriere mit meinem MacBook Air aber dennoch ein komplettes Windows-Firmennetzwerk, und entwickle schwerpunktmäßig Software unter Linux. An den meisten Tagen habe ich also alles drei in der Hand. Und deshalb habe ich mittlerweile auch eine weniger ideologische Sicht auf die ganze Geschichte. Für mich ist das Betriebssystem mittlerweile einfach ein Werkzeug geworden. Wenn ich einen Nagel in die Wand schlagen will, nehm ich ja auch keinen Akkuschrauber. So nehme ich auch für die passende Aufgabe mittlerweile das passende OS.