Interessanter Artikel von Wolfgang Thierse

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    Wobei "innen" gendergerecht die Mehrzahl bezeichnen würde?! (Oder ist das Leerzeichen ein Schreibfehler und da müsste ein * zwischen:/)

    "Lieferschein innen" wären dann mehrere (männliche und/oder weibliche) Lieferscheine.

    Müsste also, wenn "korrekt", also so gemeint dass EIN Lieferschein IM Karton drin ist, heißen: "Lieferschein in" oder "Lieferschein innendrin" ...inliegend....innendrinliegend... ...dafuq...?(

    Ich bewundere unsere Mitbürger, die sich redlich bemühen, "gutes" Deutsch zu lernen. Da bekommt das Wort "Fremdsprache" eine völlig neue Bedeutung.

    Kam erwartungsgemäß nicht bei allen gut an, aber das war mir völlig egal ('unter der Hand' gab es viel Zuspruch) ^^ .

    Ich lehne mich nicht allzu weit (das allzuweit seit 1996 falsch ist, musste ich googeln...) aus dem Fenster wenn ich behaupte, dass mit "nicht bei allen" diejenigen gemeint sind, die statt konstruktiven und umsetzbaren Beiträgen eher profilneurotisches Gesabbel von sich geben. Wobei man denen wiederum zugute halten muss, dass sie sich in guter Gesellschaft befinden. "Konstruktiv und Umsetzbar" ist heutzutage nämlich nicht mehr gefragt. Da wäre man ja zitierbar, oder noch schlimmer, verantwortlich für das, was man von sich gegeben hat. Geht ja mal gar nicht!

    Wo kämen wir denn da hin, wenn auf einmal Entscheidungsträger nach reiflicher Überlegung und Abwägung von Fakten eine Entscheidung treffen, die NICHT "von allen" bejubelt und bedenkenlos akzeptiert wird?! Und überhaupt, wieso dürfen die Entscheider überhaupt entscheiden? Nur weil sie für ihren Job "qualifiziert" sind?! Nee, nee, qualifiziert ist scheiße, weil total überflüssig, dafür gibt´s doch "soziale Medien", die einem genau sagen, was man zu denken und zu machen und/oder auch zu lassen hat! (Wer hat denn eigentlich dieses Wort "sozial" mit diesen "Medien" in Verbindung gebracht?!)

    Herdenimmunität wird verteufelt, aber Herdenverblödung ist völlig in Ordnung.....

    Wo wird DAS enden....?:/=O

    Btt:

    Einführung eines Ersatzartikels für alle Geschlecher - ich würde vorschlagen: det

    :klatschen:

    Als Rheinhesse kann/muss ich da nur jovial grinsen, denn (nicht nur) dort wird seit jeher der Artikel "des" benutzt....

    Vor ungefähr 40 Jahren in der Küche bei einer lieben Freundin durfte ich den Disput mit ihrer Mutter bezüglich "richtiger Sprache" mitverfolgen.

    Mutter: "Saach emol, wie haast des eischendlisch rischdisch? DES Dippe oder DER Dippe?"

    Tochter:"Ach mudder, des haast DER Dippe, mer säd ja aach uff hochdeitsch DER Topf!"

    Und wundert euch nicht, wenn jemand in einer Straußwirtschaft ein Getränk namens DESDO bestellt...

    Ich war dabei, als es "geboren" wurde. Es steht mittlerweile sogar in ausgewählten Etablissements auf der Karte.

    Zu vorpandemischen Zeiten ging ich mit meiner Frau und den Schwiegereltern Spätsommers in deren Stamm-Straußwirtschaft. Wir setzen uns an einen Tisch, kurz vorher hatten dort zwei Wiesbadener (Schickimicki-) Damen Platz genommen.

    Else, die Wirtin, hatte uns schon reinkommen gesehen, mein Schwiegervater bekam wortlos in mit seinem Namen gravierten Glas den obligatorischen Spätburgunder Rose, ich ebenso wortlos meine Kerner Spätlese.

    Die Wiesbadenerinnen (ist das jetzt korrekt mit kleinem i geschrieben?) wollten die Weinkarte, Else mit Blick zu meiner Schwiegermutter und meiner Frau: "Un ihr?"

    Meine Schwiegermutter guckt sich um, sieht am Nachbartisch eine Bekannte Sekt mit Holundersaft trinken und sagt zu Else mit einem Kopfnicken in die Richtung:" Des do!" (auf deutsch: Das da!)

    Else mit fragendem Blick auf meine Frau. Die nickt auch:"Des do!"

    Unsere Mädels bekommen ihre Bestellung, wir prosten uns zu, und Else fragt die Wiesbadenerinnen nach ihrer Auswahl.

    Die können sich nicht entscheiden, Else bringt uns inzwischen die zweite Runde. Mit vorheriger Frage zu Frau und Schwiegermutter:"Un ihr, noch emol des do?" Beide nicken.

    Else kommt mit den Getränken, blickt die Wiesbadenerinnen an und fragt:"Un ihr, was gefunne?" (Auf deutsch: Haben sie endlich ein passendes Getränk ausgesucht, oder denken sie, das ist eine Wärmehalle hier? )

    Die Damen (spitz):" Die Karte ist ja sehr übersichtlich, da fehlen sicherlich einige Seiten, aber wir haben uns für den TESTO entschieden, was ist das denn für eine Rebsorte?"

    Else stutzt, wir gucken uns unsicher an, versteckte Kamera und so....

    Else fragt (in reinstem Hochdeutsch):"Entschuldigung, WAS möchten Sie trinken? Es gibt keine TESTO-Rebsorte!"

    Die Wiesbadenerinnen (pikiert):"Aber gute Frau, die Damen hier am Tisch und auch am Nachbartisch haben doch dieses TESTO in ihren Gläsern!"

    Else völlig verdutzt:" Neee, des is Secco mit Holundersaft, der steht nit uff de Kaart, wie komme Sie denn uff TESTO?"

    Da fängt meine Frau laut an zu lachen, meine Schwiegermutter auch und japst mit Tränen in den Augen:"hiiiiiii....des do......des do...."

    Am Nachbartisch (die Bekannten dort hatten alles mitbekommen) fängt ein Gegröhle sondersgleichen an...

    Nach allgemeiner Belustigung bekamen die beiden Wiesbadenerinnen ihren Secco mit Holundersaft.

    Ich zu Else:"Siehste, das kommt davon, wenn du nicht alles auf die Karte schreibst! Da muss noch "Secco mit Holunderbeeren-Saft oder Sirup" drauf!"

    Else grinsend zu mir:"OK, aber des is zu lang, ich schreib DESDO uff die Kaart, des weiß spädesdens moje jeder hier im Ort was des is!"

    Und so kam ein Getränk zu einem ungewöhnlichen Namen. Und die "Auswärtigen" fragen sich regelmäßig woher der kommt. Ich antworte dann immer mit völlig ernsthaftem Gesicht: "Vom bestimmten Artikel, die unbestimmten hatten nicht gepasst!", nippe an meiner Spätlese und freue mich über die dann (meist) folgende Diskussion über Sprache(n) .

    Und JA, ganz klar bin ich für "des":thumbup:, "det" nur mit Abstrichen, aber das berlinerische "dette" kommt definitiv NICHT in Frage!:rock: