- Offizieller Beitrag
Ihr habt sicher alle mitbekommen, als das "Gesetz zur Bekämpfung von Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen" verabschiedet wurde.
Politiker ohne jede Ahnung von technischen Abläufen feierten diesen Schwachsinn als Meilenstein in der Bekämpfung der Kinderpornographie im Internet. Tatsächlich ist die Technik (Umleiten des Seitenaufrufs auf eine Warnseite) ein Witz und jeder halbwegs Computerinteressierte 10-jährige ist in der Lage dieses zu umgehen.
Anstatt international gemeinsam gegen die Betreiber dieser Seiten vorzugehen versucht man nur den Zugang zu erschweren. Eine hoffnungslose und von Einfalt geprägte Idee.
Nun plant die EU eine europaweite Regelung zur Sperrung des Internetzugangs für Websites. Schon wieder so eine halbherzige Sache. Statt die Ursachen zu bekämpfen soll an den Symptomen rumgedoktort werden. Und das auf eine Weise, die nicht nur eine Zensur im Internet darstellt, sondern auch die User kriminalisiert.
Hier ein Auszug aus der PC-Welt dazu:
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ZitatFünf große deutsche Internet-Provider verpflichteten sich am 17. April 2009 freiwillig dazu, gemäß einer täglich aktualisierten Liste des Bundeskriminalamtes (BKA) eine Internetsperre für strafbare Inhalte einzurichten. Das Problem: Was darunter fällt, bestimmt das BKA allein. Es sind keine richterlichen oder parlamentarischen Kontrollen vorgesehen. In einem zweiten Schritt soll die Internetsperre für alle Provider per Gesetz bindend werden. Dabei sollen die Provider auch speichern, wer versucht hat, auf die verbotenen Adressen zuzugreifen. Wer unbeabsichtigt über eine maskierte Adresse, zum Beispiel per TinyURL, auf eine gesperrte Adresse weitergeleitet wird, könnte so völlig unschuldig ins Fadenkreuz der Ermittlungen geraten.
Zensur, nein danke: Wenn das Gesetz kommt, wird es wahrscheinlich nur für die Provider gelten und diese verpflichten, die Internetsperre einzurichten. Für den einzelnen Nutzer wird es aber keine Verpflichtung geben, sich der Internetsperre zu unterwerfen. Somit ist es nur eine technische, keine juristische Angelegenheit, die Internetsperre zu überwinden.
Die Technik hinter der Internetsperre: Das momentan geplante Verfahren der Internetsperre sieht vor, unerwünschte Sites auf DNS-Ebene auszusperren. DNS steht für "Domain Name System". Das ist die Datenbank, die jedem Rechner-Namen, etwa https://autoit.de/www.pcwelt.de, eine IP-Adresse zuordnet, unter der dieser Computer im Internet erreichbar ist - in diesem Fall 217.111.81.80.
Für Sites, die auf der BKA-Sperrliste stehen, geben die DNS-Server Ihres Internet-Providers dann statt der korrekten IP-Adresse eine andere zurück, die auf einen Server mit einem Warnhinweis in Form eines Stoppschilds führt.
Es besteht durchaus die Gefahr ungewollt auf solch einer Seite zu landen. Da der Zugriff gespeichert werden soll, kann also plötzlich das BKA vor der Tür stehen - sehr unschöne Vorstellung.
Um dieser Kriminalisierung zu entgehen, ist es sinnvoll die verwendete Technik ad absurdum zu führen. Dazu reicht eine Änderung der DNS-Server Adressen beim User. Wie das für die einzelnen Router bzw. OS gemacht werden kann, beschreibt der angeführte Artikel.
Hinweis für Fritz!Box-User: Nach dem Neuladen der geänderten Konfigurationsdatei kann es durchaus 5 min dauern bis man wieder Netzwerkzugriff auf den Router hat. Anschließend könnt ihr in der Ereignisübersicht der Box den Erfolg kontrollieren. Folgender Eintrag sollte erscheinen:
14.06.10 09:16:20 Internetverbindung wurde erfolgreich hergestellt. IP-Adresse: xx.xxx.xx.xxx, DNS-Server: 208.67.222.222 und 208.67.220.220, ...
Niemand soll mich hier falsch verstehen: Ich würde es sehr begrüßen, wenn kinderpornographische Seiten aus dem Web verschwinden würden und deren Betreiber/Nutzer ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.
Aber eine weitere Beschneidung der Rechte des Einzelnen unter dem Deckmäntelchen des Schutzes für Alle ist ein Holzweg.
Und hier sollte man auch alle legalen Mittel ausnutzen, um sich dem entgegenzustellen.