Deutsche Sprache - Schwere Sprache (?)

  • Hi,
    ich finde die Diskussion interessant mit Hinsicht auf mehrere Punkte:

    Sprache "in der Schule lernen":
    Schon witzig, wenn man diese 5 Wörter mal auseinanderklaubt und sich vergegenwärtigt! Bei geschätzten 3-4 Stunden "Sprachunterricht" pro Woche in der Schule wird, dass ist (BugFix und ich haben +- dasselbe Alter) heute nicht anders als früher, locker mal die Hälfte auf Vokabelgebüffel und Grammatik "verschwendet". Verschwendet deswegen, weil SPRACHE in keinster Weise etwas mit büffeln zu tun hat, sondern mit SPRECHEN. Ich bin der Meinung, und Millionen Eltern mit mehrsprachig aufwachsenden Kindern auf der Welt werden mir da recht geben, dass nichts über SPRECHEN geht, um eine Sprache zu erlernen.
    Man muss sich mal vergegenwärtigen, in welch kurzer Zeit kleine Kinder eine Sprache lernen, OHNE nur Ansatzweise Grammatik oder Vokabeln zu lernen. Extrem wichtig sind imho "Phrasen", also im täglichen Gebrauch immer wiederkehrende Wortzusammenhänge. DIE müssen einfach nur oft genug (richtig :D ) gesprochen und somit trainiert werden und brennen sich dadurch ins Gehirn!
    Kleine Kinder lernen eine (oder mehrere) Sprachen genau deswegen so schnell, weil ihr Gehirn sich niemals mit dem "Müll" befassen muss...

    Das Problem in der Schule ist, dass die Lehrer zu 99% alle Deutsche sind, und etwas lehren, dass garnicht ihre Muttersprache ist. Das ist so, wie wenn ein Blinder den anderen über die Straße führt....(heisst das jetzt wie oder als....scheiss drauf! ). Die Defizite des Schulsystems werden so auf alle Kinder projeziert!
    Ich hatte vor knapp 30 Jahren in der Schule in Deutsch 13 Punkte, und wusste weder damals noch heute was ein Akkusativ, Dativ, Pronomen usw. ist, das hat mich ehrlich gesagt garnicht interessiert. Bei Fremdsprachen gab es genau deshalb in der Schule nie eine bessere Note als 5-6 Punkte^^. Eine Sprache SPRECHEN können wird heute wie damals vielleicht gerade mal mit 10-15% bewertet, viel mehr Wert legt die Schule auf "abfragbares" Können in Form von Grammatik- bzw Vokabeltests!
    Ich gehe heute noch regelmäßig auf die Palme, wenn meine Tochter diesen Dreck "lernen" muss, statt fehlerfrei SPRECHEN zu üben, ob Deusch oder eine Fremdsprache, ist dabei zweitrangig!

    Daher habe ich höchsten Respekt vor fremdsprachigen Menschen, die sich hier in Deutschland trotz unseres Schulsystems eine "gute" Sprache (auch in Schriftform) antrainiert haben. Eins steht jedenfalls fest, die Kenntnis der Grammatik ist für eine Sprache zweitrangig! Wichtiger ist, dem Gegenüber zu vermitteln, dass man sich Mühe gibt und Verbesserungen übernimmt. Nichts ist lächerlicher im Ausland, als dort einem Muttersprachler zu erklären, das habe man hier in Deutschland so "gelernt"!

    Wer mal längere Zeit im Ausland war und nach einigen Wochen "fremdsprachig" denkt und träumt, der weiss was ich meine :D

  • Nach der Schule kann ich sagen: Von den (in Französisch) ca. 3000 gelernten Vokabeln sind vllt noch 500 präsent.
    (die Anzahl kann man in etwa an der Zahl Bücher und darin enthaltenen Lektionen errechnen. Ca. 10 Lektionen/Buch mit je ca. 100 Vokabeln. Und 3 Bücher)
    Allerdings habe ich Französisch aus Desinteresse nach der 11ten Klasse der Vergangenheit angehören lassen, und die letzten 2 Jahre hatte ich einen Lehrer bei dem man mehr vergisst als man lernt, unter Beibehaltung einer annehmbaren Note.

    Englisch lernt man wenn man sich für Informatik interessiert zwangsläufig nebenher. Wenn man sich jeden Tag damit in englischen Foren herumschlägt bekommt man auch einen ausreichenden Wortschatz den man anwenden kann. (In der Schule aufpassen schadet natürlich nie)

    Bei Deutsch hatte ich das Glück, dass meine Mutter gutes Hochdeutsch spricht. Daran konnte man sich immer orientieren. In der Schule war das größte Problem groß und klein Schreibung und Kommasetzung. (deshalb lasse ich Kommas oft weg wenn ich nicht weiß ob sie angemessen sind. Und bezüglich der Groß und kleinschreibung ist mir aufgefallen, dass ich besonderst "betonte" Worte oft groß schreibe, wärend unwichtige Substantive auf der Strecke bleiben.)

    Ich denke die schlechte Schreibweise ist ein direkter Hinweis auf die Herkunft der betreffenden Personen.
    Das klingt zwar jetzt böse, aber auf dem Gymnasium wäre man damit nicht weit gekommen. (Deutsch = Pflichtfach; bei fast allen Oberstufenfächern existiert der Fehlerindex)
    Daraus schileße ich, dass diese Leute entweder kein Gymnasium besucht haben, und/oder noch eine niedrige Jahrgangsstufe besuchen.

  • Mir bleibt ein Rätsel, wieso die deutsche Sprache nicht einfach vereinfacht wird - gerade im Zusammenhang mit der Globalisierung und so weiter ist das doch sicher kein Nachteil. Wieso gibt es das "ß"? Könnte man doch einfach durch "ss" ersetzen :whistling:

    Gruß stay

  • Ich bin gegen eine Vereinfachung.
    Je komplizierter eine Sprache ist, desto besser funktioniert der Denkapparat derer die sie beherrschen.
    Mehrsprachig erzogene Kinder sind in der Schule meistens eine Ecke besser als ihre Mitschüler. Das liegt daran, dass im Frühen Alter direkt viel verlangt wurde was zur verbesserten Hirnaktivität führt und somit in allen "Fächern" Vorteile erbgingt.
    Eine vereinfachung der Sprache würde nur bewirken, dass die Deutschsprachigen auf lange Sicht dümmer werden.

  • Naja wozu das "ß" erfunden wurde ist ja bekannt. Mal wieder wegen unserer Geschichte, wofür wir nix können.

    Ich muss auch sagen, am besten erlernt man eine Sprache, indem man sie benutzt und mit anderssprachigen Leuten spricht und in Foren oder Chats unterwegs ist. Da hilft auch kein büffeln von Vokabeln oder sonstiges. Fahrradfahren erlernt man auch dadurch, das man es tut und immerweiter perfektioniert, nur mit Theorie kommt man da auch nicht weit. Genau wie beim Schwimmen lernen.
    Ich bin froh, dass ich während meiner Ausbildung in der Firma Englischunterricht hatte bei einem Engländer und einer Amerikanerin.
    In der Gesamtschule in Deutsch stand ich auf 4....und? Ich kann mich trotzdem verständigen. Deutsch sollte nicht als Hauptfach sein, sondern eher als Nebenfach und dann zu 90% Sprachunterricht.

  • Deutsch sollte nicht als Hauptfach sein, sondern eher als Nebenfach und dann zu 90% Sprachunterricht.


    Das fände ich nicht gut - gerade das Verstehen und Interpretieren von Texten ist sehr wichtig, egal in welcher Lebenssituation - irgendwo muss man immer ein Schreiben verstehen, Ironie durchschauen und die Schreibeabsicht durchleuchten können. Was bringt, es einen Text über den Klimawandel zu lesen und zu glauben, ohne die eigentliche Absicht des Autors (z.B. Werbung? Naja, blödes Beispiel) zu durchschauen und sich dadurch eine eigene Meinung bilden zu können?

    Gruß stay

  • In der Gesamtschule in Deutsch stand ich auf 4....und? Ich kann mich trotzdem verständigen. Deutsch sollte nicht als Hauptfach sein, sondern eher als Nebenfach und dann zu 90% Sprachunterricht.


    Öhm, deine Muttersprache ist - nehme ich mal an - Deutsch, oder? Dann solltest du dich bereits als kleines Kind in Deutsch verständigen können und problemlos Deutsch sprechen.
    Für was dann großartig sprechen üben? Was in Deutsch gemacht wird ist doch eigentlich nur noch "Feinschliff". Nebenbei wird auch Kreativität und z.B. Einfühlungsvermögen verlangt.

    Und zum Thema "Sprache sprechen oder Grammatik lernen": Ich glaube, es kommt auf die gesunde Mischung an. Ich sehe das bei mir in Englisch. Eine Sprache kann man nicht ausschließlich mit aber auch nicht ohne Grammatik lernen. Vokabeln sind in meinen Augen jedoch das A und O.

  • Ich finde es in der Schule auch unerträglich mir die Grammatischen Sachen zu merken. Da wird zu häufig einfach nur Theorie gemacht, die einem gar nichts nützt. Wenn ich rede oder schreibe, interessiert es mich einen *****, ob das vorherige Wort ein relativiertes Substantiv oder whatever ist, ich schreibe einfach. Ich kann mir jetzt auch spontan keine Regeln machen, wie Deutsch "funktioniert", es ist einfach so. Deshalb bringt es wenig zu dem, was eigentlich funktioniert noch eine Regel festzusetzen. (Ausnahme:Alle Sachen, die man im Sprechen nicht berücksichtigt, da man kaum unterschied zwischen "dass" und "das" spricht als Beispiel, und dieses deshalb im jungen Alter nicht parat hat)


    Zitat von stayawayknight

    Das fände ich nicht gut - gerade das Verstehen und Interpretieren von Texten ist sehr wichtig, egal in welcher Lebenssituation - irgendwo muss man immer ein Schreiben verstehen, Ironie durchschauen und die Schreibeabsicht durchleuchten können


    Ich bin dafür, dass der Deutschunterricht verkürtzt wird und eher ein Verstehens-Fach wird, dass in etws deine genannten Punkte enthält. Viele Lehrer haben inzwischen auch verstanden und leiten ihren Unterricht in diese Richtung :thumbup:

  • Deutsch ist doch gar nicht so schweeeerrrrr ! ;)
    Aber wie oft schreiben User "garnicht", statt es richtig zu schreiben. Merksatz: "gar nicht wird gar nicht zusammen geschrieben. ;)

    Lieben Gruß,
    Alina

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Geheime Information: ;)
    OuBVU5ebLhHu5QvlnAyQB4A7SzBrvWulwL7RLl2BdH5tI6sIYspeMKeXMSXl

  • Naja...falls ich auch zu diesen Grammatik-Vergewaltigern gehöre dann muss ich mich entschuldigen...im schweizer Dialekt gibt es keine Rechtschreibung. Das ist wie wenn die Bayern auf Bayrisch schreiben würden ;)

    Bild1: Ich beim debuggen

  • Also mich regt inzwischen alles auf, die Sprache geht den Bach herunter.
    Ich finde es grausam, in der Schule zu lernen wie Goethe seine Gedichte schrieb, wenn mein Lehrer sagt "Wir sind auf Seite 35 aufgehört", oder meine Spanisch Lehrerin, "Der is aber besser wie der Andere" ... Da könnt ich ausrasten (zumal sie Apple Liebhaber ist XD).
    Jetzt mal im Ernst, wo kommen wir denn in 20 Jahren hin ?
    Da können noch weniger Leute richtig Deutsch sprechen, und die < 2000 Kinder fragen sich "was reden die da" ... Zwar bin ich kein Alteisen, aber Wert auf deutsche Sprache lege ich auch.

    Es gibt sehr viele Leute, die glauben. Aber aus Aberglauben.
    - Blaise Pascal

  • Also mich regt inzwischen alles auf, die Sprache geht den Bach herunter.
    Ich finde es grausam, in der Schule zu lernen wie Goethe seine Gedichte schrieb, wenn mein Lehrer sagt "Wir sind auf Seite 35 aufgehört", oder meine Spanisch Lehrerin, "Der is aber besser wie der Andere" ... Da könnt ich ausrasten (zumal sie Apple Liebhaber ist XD).
    Jetzt mal im Ernst, wo kommen wir denn in 20 Jahren hin ?
    Da können noch weniger Leute richtig Deutsch sprechen, und die < 2000 Kinder fragen sich "was reden die da" ... Zwar bin ich kein Alteisen, aber Wert auf deutsche Sprache lege ich auch.

    Nun ja, Sprache entwickelt sich eben. Das war schon immer so und wird auch immer so sein. Ein Beispiel ist die "Hey Alder"-Sprache. Und auch die Sache, dass man es mit "wie" und "als" nicht so genau nimmt, gehört zu dieser Entwicklung. Wenn sich eine Sprache nicht entwickelt, stirbt sie aus.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass sich, wenn wir mal Komposties sind, die Mehrheit der jungen Menschen mit "Alder" anspricht.

  • Ich finde auch, dass die deutsche Sprache immer "verwaschener" wird. Doch was ich fast schlimmer finde, ist dass die Dialekte immer mehr untergehen. Besonders hier in der Schweiz merkt man das, denn es werden immer mehr Wörter "eingehochdeutscht". Das finde ich besonders schade. Doch wenn man sich mal anschaut, was im Englischsprachigen Raum so abgeht, ist das hier noch harmlos. Die können teilweise kein ganzes wort mehr ausschreiben. Ganze Sätze bestehen nur aus Abkürzungen.

    PS: Interessante Diskussion ;)

  • Ich denke es wehre besser, wenn sich die deutsche Sprache nicht ins Schlechte entwickelt, sondern eher ins Gute. Was interessiert mich denn, was Goethe gemacht hat, ich meine, dich interessiert doch auch nicht woher "Alder" stammen wird :rolleyes:

    Es gibt sehr viele Leute, die glauben. Aber aus Aberglauben.
    - Blaise Pascal

  • Die Sprache entwickelt sich ja auch nicht unbedingt als Ganzes. Im Prinzip entstehen hier neue Dialekte.
    Das Problem mit dieser Entwicklung der Sprache ist die Rechtschreibung. Wir brauchen eine einheitliche Definition der Rechtschreibung, da kann die Sprache so viel abweichen wie sie will.